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WSKA Shotokan Weltmeisterschaft vom 1. - 5. Oktober 2015 in Bielsko Biala, Polen

Swiss Delegation 2015-10 WSKA Worldcup PolenKleines Team, erfreuliche Resultate, Verletzungen, schwierige Auslosungen, gute Einstellung, freundschaftliche Stimmung und viele neue wertvolle Erkenntnisse, diese Merkmale fallen mir spontan ein, wenn ich an das schöne Karatewochenende in Polen zurückdenke.

Am Donnerstagmorgen trafen wir uns um 9.00 Uhr an der Bye Bye Bar im Flughafen Zürich Kloten. Wir - das sind unser Präsident Stephan Läuchli, die Schiedsrichter Daniel Brunner, Beni Isenegger und Christian Mundwiler - Tommaso Mini musste als "Chef" schon zwei Tage früher nach Polen reisen. Neben dem Verantwortlichen fürs Kader Beni Stössel gehörten auch die Selektionierten Angela Rufer, Nikoll Bitiqi, Michael Stössel, Alma Polozani, Drenusha Sejdijaj, Sanne Dokter und Leoni Isenegger zur Delegation.

Nach rund drei Stunden Reisezeit über Wien landeten wir frohgelaunt in Bielsko Biala. Wie abgemacht wurden wir von einer netten Dame der örtlichen Organisatoren empfangen und zu unserem "Bus" geführt. Wie wir mit unserem Gepäck neben den zusätzlichen drei Personen, auf die wir nun noch eine Stunde zu warten hatten, in diesem Gefährt Platz finden sollten, war für die meisten von uns nur schwer nachvollziehbar. Nach einer guten Stunde und mehrmaligem Umladen des Gepäcks setzte sich unser Gefährt inklusive den zwei italienischen Schiedsrichtern und einem irischen Wettkämpfer unter der Beschallung popiger Backgroundmusik in Bewegung. Die Schiedsrichter, schon ein bisschen nervös, da in 90 Minuten der legendäre und gleichzeitig hochstehende Schiedsrichterkurs startete, vereinbarten mit dem Fahrer, direkt in die Sporthalle zu fahren. Das von mir geplante lockere Training, um die steifen Glieder etwas zu lockern, musste ich wegen den zeitlichen Umständen absagen. Kein Protest der Sportler! (Fuhli Hünd! Anm. der Redaktion.)

Nach zweistündiger Fahrt erreichten wir unser Hotel, welches angenehmerweise in ein modernes Shoppingcenter mit Musikclub usw. integriert war. Nach dem Zimmerbeziehen trafen sich Stephan, die Sportler und ich in der Rezeption, um gemeinsam in einer Pizzeria unser Wettkampfwochenende kulinarisch zu starten. Eine schnelle Bedienung und Preise wie im alten Rom trugen viel dazu bei, dass sich mein Ziel, die Kameradschaft und eine gute und freundschaftliche Atmosphäre zu fördern, ohne Probleme verwirklichen liessen. Für mich ist es jedes Mal sehr wichtig, die älteren, meist bereits routinierten, und die jüngeren und teilweise neuen Teammitglieder auf eine lockere und ungezwungene Art zu einer unisonen Truppe zu formen. Diese Voraussetzungen sind neben den sportlichen Fähigkeiten für erfolgreiche Resultate und Erlebnisse auf diesem sportlichen Niveau unabdingbar. Neunzig Prozent der Bereitschaft für Spitzenleistungen spielt sich an einem Wettkampf im Kopf ab! Wobei vor allem für ambitionierte Coaches zu beachten ist, dass Spitzenleistungen und Spitzenresultate absolut nicht immer kongruent verlaufen müssen!

Um 21.00 Uhr genossen die Sportler ihre Freiheit und wir Offiziellen trafen uns zum obligaten Bier und Erfahrungsaustausch an der Hotelbar.

Für Freitag Morgen um 10.00 Uhr war ein stündiges Training in der Sporthalle angesagt.

2015-10_WSKA_Polen_01.jpgBeeindruckend! Die riesige Sportarena mit sechs Kampfflächen und circa 15 Nationen, die gleichzeitig aber autonom trainieren. Frau Merkel könnte für ihr EU-Model so viel lernen! Für die kleine CH-Delegation war zwischen den Tribünen im ersten Stock mit perfektem Ausblick über das ganze Geschehen in der Halle ein Tatami reserviert. Ideal für mein Vorhaben, unseren Teamzusammenschweiss-Song von Baschi "Gib nit uf" zu präsentieren. (Der Dialekt des Songs ist Zufall, aber der Inhalt und der Groove sind ideal, um den Sportlern den Teamspirit einzuimpfen.) Ziel ist es, durch mehrmaliges gemeinsames Hören während und zwischen den Trainingseinheiten ein Zusammengehörigkeits-, Niemalsaufgeben- und Jetzterstrechtgefühl zu entwickeln. Dieser Song wird seinen Wiedererkennungszweck auch in Crawley bei den ESKA Europameisterschaften wieder erfüllen. Die starken Resultate in den Team-Bewerben sind im SKR kein Zufall und werden primär gefördert.

Das Training erfüllte seinen Zweck, durch lockere Einheiten das Blut etwas in Wallung zu bringen und die einfachen Abläufe und das gute Gefühl zu fördern. Das blaue Auge von Michael durch einen gut getimten Mawashi von Nikoll war zwar nicht eingeplant, erfüllte aber doch seinen Zweck, indem nun signalisiert war, dass der Wettkampf bald beginnt und auch dort nicht alle Gefahren ausgeschlossen werden können. Selbstverständlich wurde dieser Zweck nicht sofort von allen Anwesenden gleich erkannt!

Der restliche Freitag stand den Sportlern zur freien Verfügung. Diese Zeit ist sehr wichtig. Jeder hat seine eigenen Rituale, sich auf einen Wettkampf vorzubereiten. Die Schiedsrichter (Kurse und Prüfungen), Stephan (Kongress) und ich (Coachmeeting) hatten ihre bekannten Pflichten zu erfüllen. Nach der Startnummernausgabe um 18.00 Uhr gab ich als nächsten Treffpunkt Samstagmorgen um 8.30 Uhr an. Abfahrtbereit für den ersten Wettkampftag.

Stephan Läuchli, die Schiedsrichter und ich besuchten unter der Führung von Tommaso und in Begleitung der italienischen Schiedsrichterfreunde ein vorzügliches italienisches Restaurant. In Sachen Kulinarik können die Polen mit den Italienern noch nicht Schritt halten. Die Tagliatelle con Porcini war Weltklasse!

Wettkampftag Nr. 1

Gemäss Zeitplan waren heute die Kategorien Youth, Cadets und Junioren an der Reihe. Bald merkte ich aber, dass da etwas nicht stimmen konnte. Auf mein Nachfragen bei der Wettkampfleitung wurde mir mitgeteilt, dass der Zeitplan total umgestellt wurde und dies allen Coaches per e-mail mitgeteilt wurde! Fakt war, dass heute die Kategorien Youth und Junioren durchgeführt wurden. Der Zeitplan wurde während des Turniers noch zwei- bis dreimal geändert! Ich möchte in der Folge nicht mehr auf diese Unzulänglichkeiten hinweisen, die Organisation in der Halle war schlichtweg eine Katastrophe!

Erste Disziplin mit Schweizer Beteiligung - Kata. Leoni und Alma konnten ihr Potential bei Weitem nicht ausschöpfen. Fazit - frühes Ausscheiden und die Erkenntnis, mit diesen Leistungen weit weg von einem Podestplatz zu sein.

2015-10_WSKA_Polen_03.jpgEinzelkumite Junioren - im Einsatz: Alma, Sanne, Leoni und Drenusha. Wie bereits früher im Bericht erwähnt, ist die Bereitschaft im Kopf, an einem Wettkampf etwas zu reissen im Vergleich mit den technischen Fähigkeiten mit mindestens 90 zu 10 Prozent einzustufen. Drenusha Sejdijaj erhärtete diese Erkenntnis mit beherztem Einsatz. Sie kämpfte sich vor allem dank ihrer Paradetechnik dem Konter Giakuzuki Tsodan in den Halbfinal vor. Die knappe Niederlage um den Finaleinzug deutet aber auch darauf hin, dass sie in technischer Sicht noch viel an sich zu arbeiten hat. Trotzdem eine Superleistung und ein verdienter dritter Schlussrang!

Alma Polozani stieg mit sehr grosser Erwartung in dieses Turnier, hat sie doch bei den letzten internationalen Wettkämpfen und der letzten Swissleague souveräne Vorstellungen geboten. Für mich war sie auf jeden Fall eine klare Siegesanwärterin.

Die ersten Kämpfe gewann sie dann auch klar, bevor ihr um den Halbfinaleinzug eine starke Russin gegenüber stand. Schnell ging Alma Polozani mit einem Wazaari in Führung, musste aber sogleich den Ausgleich durch die Russin einstecken. Meiner Meinung nach war nun das einzige Mittel gegen die deutlich grössere Russin, diese mit einem harten Tsudan Giaku nach bewährter Alma-art abzuschiessen. Perfekt setzte Alma diese Idee in die Tat um und wurde auch spontan mit den Schiedsrichterpfiffen belohnt. Die Russin ihrerseits streckte aber Alma mit einem knallharten TsodanTsuki zu Boden. Das sofortige Blutspritzen aus Almas Nase, bedurfte keiner professionellen Arztdiagnose. Das Fazit war klar: Nase gebrochen, Turnier zu Ende, Traum geplatzt, Aufenthalt in einem Spital in Bielska Biella - fertig Schluss!

Als nächste betrat Sanne Dokter das Tatami. Mit dem nötigen Kampfgeist und einem gutem Sinn für das richtige Timing kämpfte sich Sanne erfolgreich bis knapp vor den Halbfinaleinzug. Mit der Erkenntnis, dass bei Shobu Ippon Meisterschaften nur Punkte vergeben werden, welche mit der Unterstützung des eigenen Körpergewichts erzielt werden, darf Sanne mit ihrer Leistung zufrieden sein. Mit einer grösseren Technikvielfalt, verbesserten taktischen Fähigkeiten und einer verbesserten Punkteeffizienz wird sie noch viele Erfolge feiern.

Bei Leoni Isenegger genügen auf diesem Niveau die technischen Fähigkeiten. Den absoluten Willen und die Freude, zu siegen muss sie aber noch verbessern. Beim Shobu Ippon hat man keine Zeit, in den Wettkampf zu finden. Bei einem 1:0 Rückstand hat man den Kampf erfahrungsgemäss bereits mit einer 80prozentigen Wahrscheinlichkeit verloren.

Arg geschwächt durch den Ausfall von Alma hatten unsere Damen im Team Kumite Junioren in der ersten Runde gegen die starken Russinnen keine Chance.

Wettkampftag Nr. 2

Sonntag 8.30 Uhr Abfahrt mit dem Bus. Alle Wettkämpfer sind ready, fokussiert und geliert!

Heute stehen die Jugend- und Elitewettkämpfe an. Start mit Kata Jugend.

Leoni kann auch heute nicht den nötigen "Dreck" mit in die Kata nehmen und verliert gegen ihre österreichische Konkurrentin.

Im Einzelkumite Jugend zeigen alle Schweizerinnen eine starke Leistung. Leoni und Drenusha scheitern knapp vor dem Halbfinaleinzug, wobei sich erstere in Sachen Kampf erfreulich zu steigern vermag.

Nikoll Bitiqi und Sanne Dokter mit ihren TrophäenSanne kämpfte sich mit ihrer beherzten Art bis in den Halbfinal vor. Dort gewann sie ihr Halbfinal-Gefecht diskussionslos mit 2:0. Nach dem knapp verlorenen Finale durfte sich Sanne verdientermasse über ihre Silbermedaille freuen.

Team-Kumite Jugend Damen

Gegen Teams mit relativ beschränktem Leistungsniveau erfüllten unsere Madis Sanne, Leoni und Drenusha ihre Pflichtaufgaben und kämpften sich bis in den Final gegen USA vor. Unterstützt von einem frenetischen amerikanischen Anhang entführten die Amerikanerinnen den Titel dieses Jahr nach Übersee. Zugegeben, eine relativ nüchterne Analyse, aber diesen Titel hätten wir unter normalen Umständen zu uns in die Schweiz holen müssen.

Team Kumite Elite Damen

In gewohnter Manier, aber mit einem raffinierteren Bewegungsmuster ging Angela in ihre ersten Kämpfe. Mit der nötigen Geduld und taktisch clever dominierte sie ihre Gegnerinnen. Um den Halbfinaleinzug bekam sie es mit einer erfolgsverwöhnten Engländerin zu tun. Sogleich geht Angela mit 1:0 in Führung, muss aber postwendend den Ausgleich hinnehmen. In einer eiuchi-würdigen Kampfsituation glauben die Schiedsrichter die
Engländerin mit der schnelleren Technik erkannt zu haben.

Angela und ich waren da für einmal anderer Meinung, aber eben, das ist Shobu Ippon! Wie im richtigen Leben - Sieg und Niederlage, Licht und Schatten liegen manchmal so nahe beieinander. Das ist vermutlich auch der Grund, dass man gemäss dem Lied vom Baschi nie aufgeben darf.

Ich habe auf jeden Fall Angela noch nie so clever und abgeklärt kämpfen sehen! Für die Involvierten ist das sehr wichtig, für Aussenstehende mag das bedeutungslos sein.

Elite Kumite Herren

Ein weiteres Mal kein Losglück für Michael Stössel. Der sich in einem sehr konstruktiven Wettkampfaufbau für nächste Saison befindliche Kumitespezialist muss in der ersten Runde gegen den zwei Meter grossen Sieger der diesjährigen JKA-Meisterschaft in Prag antreten. Unsere distanz- und taktikmässigen Vorbereitungen liessen sich einfach nicht richtig umsetzen.

Das taktisch kluge und abwartende Kämpfen und ein geschickt getimter Kizami liessen den Tschechen schliesslich als 1:0 Sieger vom Tatami gehen. Als persönlicher Trainer von Michael bin mir aber sicher, auf dem richtigen Weg zu sein. Das vor allem das technische und auch taktische Niveau war noch nie so hoch wie jetzt. Es braucht jetzt vor allem viele Anwendungsmöglichkeiten. Nach der abgeschlossenen Ausbildung sind die Voraussetzungen dafür wieder gegeben.

Nikoll Bitiqi avanciert zum "man of the championship". Nach einem Freilos in der ersten Runde baut er gegen zwei schlagbare Gegner seine Wettkampfform kontinuierlich auf. Gegen den siegessicheren und WKF-erprobten US-Amerikaner zeigt Nikoll, dass er in Topform und mit klarem Kopf nur schwer zu schlagen ist. In einem hochstehenden Kampf und unentschiedenem Kampfstand entscheidet Nikoll den Kampf schliesslich mit einem klar ipponwürdigen Konter-Kizamizuki. Heyyy war das schön - wie kamen sich die etwas überheblich auftretenden US-Boys benachteiligt vor! Verloren und basta!!

Wir haben uns umso mehr über den Halbfinaleinzug von Nikoll gefreut. Der nachfolgende Halbfinalkampf gegen den Lokalmatador aus Polen liess uns aber schnell wieder auf den Boden der Realität zurückkommen. In einem knallharten aber fairen Fight sprachen die Kampfrichter schlussendlich dem Polen den Sieg zu. Für unsere Delegation war das unverständlich, hat Nikoll den Kampf doch mit glasklaren und harten Punktewertungen klar dominiert. Nichts desto
trotz, wer diesen Halbfinalkampf gesehen hat, der hat klar den Unterschied zwischen Shobu Ippon und den WKF-Veranstaltungen erkennen
können.

Um in einem Starterfeld von 87 Wettkämpfern (viele auch WKF) ohne Gewichtsklassen zu bestehen, muss man vor allem im Kopf voll bereit sein. Spielerische Fusstechniken und Techniken ohne Einsatz des eigenen Körpergewichts finden hier keine Beachtung. Der  viel gemachte Vergleich zwischen Karate und Fechten ist im Shobu Ippon Karate definitif fehl am Platz. Wir sind stolz auf Nikoll, der in diesem Feld den hervorragenden 3. Rang herausgekämpft hat. BRAVO!

Allen Beteiligten dieses Wochenendes danke ich für die freundschaftlich und sportlich hochstehende Zeit! Für die Wettkämpfer des SKR muss es wirklich ein Ansporn sein, einmal Teil dieser Equipe zu sein. Die Zusammenarbeit im Team, die enge Verknüpftheit zwischen Team, Schiedsrichter und Offiziellen - das gibt es nur im SKR und das ist K A R A T E ! Mehr wollen wir nicht......

Beni Stössel, Verantwortlicher Kader und Trainer Kumite

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