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«Eine Leidenschaft, die mich 48 Jahre lang, trotz beruflich begründeten Unterbrüchen begleiten sollte. Ich wurde 1962 auf das Karate aufmerksam, ausgelöst durch wenig existierende Literatur und als gelegentlicher Zuschauer von Kampfsport - Demonstrationen in Deutschland. Dass King Elvis, ich war einer seiner Fans, die Dan-Prüfung während seiner Dienstzeit in Old Germany ablegte, war eine kleine Sensation. Ende 1964 besuchte ich einen Anfängerkurs im Karate- und Budoclub Winterthur, in meinen weiteren Ausführungen kurz KBCW genannt. Anschliessend wurden wir Anfänger Mitglieder im Club und trainierten mit viel Einsatz und Freude. Heinz Bolanz ein massgeblicher Gefährte im Aufbau des späteren Shotokan Winterthur und des Shotokan Arbon war bei dieser Gruppe damals ebenfalls dabei. Es war in diesen Tagen nicht einfach, einem interessierten Gesprächspartner Karate als Sport plausibel zu machen. Hier musste oft der Vergleich mit dem deutlich bekannteren JUDO- Sport herhalten. Dazu ein Kommentar aus einer alten Ausgabe der Winterthurer Zeitung „Der Landbote: „Karate wird in der Schweiz seit Beginn der Sechziger Jahre trainiert. Die Zahl der Karatekas wächst. Schulen versprechen für viel Geld Unbezwingbarkeit in sechs Wochen! Ein Karatesportler ist demnach für viele ein ziegelzerschlagender Übermensch“ Ende Zitat Unserem Sport mangelte es an einer objektiven Öffentlichkeitsarbeit. Gelegentliche knappe Informationen aus dem Ausland liessen uns Anfänger vermuten, dass da noch eine andere Dimension existierte. Meine erste damals fundamentale Lektüre war „Dynamik Karate“ von Masatoshi Nakayama. Ein Werk mit 300 Seiten gut nachvollziehbarem Text und interessanten Fotoreportagen mit Senseis wie Nakayama, Ochi, Shirai, Enoeda, Kanazawa, Mikai, Asami und vielen mehr. Wir vermissten Partner-Dojos, oder Karateschulen in der näheren Umgebung. Wir versuchten im nahen Ausland Konstanz, Radolfzell und Vorarlberg Kontakte zu schaffen. Die Teilnahme an Kursen in der Westschweiz befriedigte uns trotz vielen Mae-Geris und Oi-Zukis und Selbstverteidigungs- Übungen nicht immer, wir suchten mehr. In dieser Situation kamen uns zwei Judo-Sportler die mit uns sporadisch Karate im KBCW trainierten Rolf Hauri und Otto Zimmerli zu Hilfe. Die Gespräche mit diesen zwei Sportlern ihren Ansichten und Erfahrungen mit asiatischen Sportarten und deren Geisteshaltung waren für uns eine neue Welt. Dass Otto und Rolf wenige Jahre später federführende Partner im Aufbau „Projekt-SKR“ werden sollten, ahnte damals niemand. Als uns Otto begeistert von einem Japaner erzählte den er Ende 1966 in Freiburg i. Br. kennen gelernt hatte, begannen einige von uns schon zu träumen. Ein japanischer Meister in unserer Nähe? Ein weiterer glücklicher Umstand war, dass unsere Präsidentin vom KBCW für den 1. Dan trainierte und ebenfalls einen neuen Kontakt suchte. Und so kam es 1967 in Winti, weiterhin Kürzel für Winterthur zum ersten Lehrgang mit Sugimura-Sensei und Freiburger Karatekas. deren Namen ich nicht vergessen habe: Wolfgang Hagedorn (der Bleifuss) Eugen Müller (er zeigte fantastische Techniken und angewandte Katas gegen drei Gegner, übrigens, er kämpfte mit verbundenen Händen) und Danträger Hans Jürgen Rauscher. Sugimura-Sensei zeigte Interesse am Karate- Aufbau nach JKA in der Schweiz, und übernahm 1967 auf allgemeinen Wunsch das Training im KBCW. Welch ein Arrangement. Er war für uns der Schlüssel zu dem Sport, den wir gesucht hatten. Für Kost und Logis sorgten anfänglich Heinz Bolanz und ich. 1967 fand in Winterthur ein Lehrgang mit Kanazawa-Sensei statt. Für uns ein faszinierendes Wochenende. Frau Pfeiffer, unsere Präsidentin bestand mit Erfolg als erste Frau in der Schweiz die Prüfung zum ersten Dan. 1968 besuchte, für uns eine Legende, der Chefinstruktor der JKA Nakayama-Sensei Winti und leitete einen Lehrgang. Nach einem weiteren Lehrgang bestand Otto Zimmerli mit einem sehr guten Prüfungsergebnis unter Meister Kanazawa den 1. Dan. Sugi-Sensei (ich erlaube mir in den weiteren Ausführungen das Kürzel Sugi) brachte uns Werte in das Training mit, die uns bisher gefehlt hatten. Verständnis für Tradition und Etikette, innere Ruhe und Entwicklung der Persönlichkeit. (Wir begannen Karate als ein ganzheitliches Kampfkunstsystem zu begreifen, siehe Leitbild des SKR) Er schuf viele Kontakte er war für uns die Brücke zum Ausland. Grosse Meister wie Nakayama, Kanazawa, Ochi, Fujinaga trainierten mit uns. Auch die Stunden nach einem Lehrgang waren interessant und herzlich. Die sympathischen Grössen des Karatesportes zeigten nach dem Training Interesse am privaten Kontakt».