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6. Internationaler Shotokan Cup in St. Georgen / Oesterreich vom 13.5.06

Ab 11.45 Uhr trafen die ersten selektionierten Nachwuchskadermitglieder beim vereinbarten Treffpunkt ein. Um Punkt 12.00 Uhr war die gesamte Mannschaft von 16 Wettkämpfern und drei Betreuer (Andrea Isenegger, Dani Rüegg und ich) bereit, das Abenteuer Oesterreich in Angriff zu nehmen – sogar die Berner Delegation mit Andrea, Silvain und Saverio war pünktlich!! Bereits im für 23 Schüler konstruierten Schulbus war Teamwork und ein gewisser Verzicht auf die eigenen (Platz) – Bedürfnisse gefordert. Es war wirklich nicht sehr konfortabel – ausser man war Fahrer (ich) oder der Ko-Pilot (Andrea).

Nichts desto trotz starteten wir pünktlich und gutgelaunt auf die lange, beschwerliche Reise nach St.Georgen im schönen Attergau. Was so eine ca. 7-stündige Fahrt bei Techno-, Trance- und anderem Psychosound in Volllautstärke plus dem Lärm der sich in Superstimmung befindenen Wettkämpferschar so alles mit sich bringt, konnten wir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht ahnen! Unsere kurzfristig beschlossene Routenänderung, welche uns anstatt über München über Innsbruck führte, machte sich im Nachhinein betrachtet nicht bezahlt.

Unzählige Baustellen bremsten unsere Fahrt durch das alpine aber wunderschöne Oberoesterreich. Aber sonst hat meine Ko-Pilotin ihre Arbeit nicht schlecht gemacht!!! Für meinen gegen allfällige Müdigkeit mitgebrachten kalten, schwarzen Kaffee konnte ich sie jedoch nicht begeistern. Ganz im Gegensatz zu meiner Tochter Linda (10), welche einen grossen, genüsslichen Schluck davon aus der Coci-Flasche nahm, als ich am Sonntag-Abend nach Hause kam. Sie hat nachher eine Weile nicht mehr mit mir gesprochen.

Um ca. 19.30 Uhr kamen wir mit wachem Geist, steifen Beinen und hungrigem Magen im underschönen, idyllischen St. Georgen im Attergau an. Das Hotel Stauffer mit den einfachen Zimmern (aber mit Fernseher!) war den letztjährigen Teilnehmern bereits bekannt, und alle fühlten sich sofort heimisch. Die Zimmeraufteilung wurde souverän abgewickelt – niemand störte sich daran, das Zimmer ev. auch mit jemandem zu teilen, der aus einem anderen Dojo kommt.

Das allgemeine Zimmereinrichten nutzten Andrea, Dani und ich, um ein erstes Mal schnell zusammenzusitzen und über unsere Rollenaufteilung während des Wettkampfwochenendes zu beraten. Da ich mich dem Veranstalter gegenüber verpflichtet habe, eine Wettkampffläche als Schiedsrichter zu übernehmen, teilten sich Andrea und Dani das Coaching auf.

Vor dem Abendessen im Hotel (Einheitsmenu SchniPo zu einem guten Preis – zum Leidwesen von Päde, welcher als einge“fleischter“ Vegetarier mit Schnitzel nichts anfangen kann) fand ich den Moment günstig, die Sportler mit einer kurzen Antrittrede über Sinn und Zweck und Art und Weise, wie ich mir dieses Wettkampfweekend vorstelle, zu informieren. Langer Rede kurzer Sinn ging es mir vor allem darum, dass wir in erster Linie hierhergekommen sind, um einen erfolgreichen Wettkampf zu absolvieren, die Akzeptanz untereinander dojoübergreifend zu fördern, die Verantwortlichkeit der älteren, erfahreneren Teilnehmern gegenüber den jüngeren wahrzunehmen, gut vorbereitet und konzentriert in den Wettkampf zu steigen und nicht zuletzt ging es mir auch darum, weitere Eindrücke im Hinblick auf unseren Saisonhöhepunkt (ESKA-Europacup vom November in Luzern) zu gewinnen. Am Schluss meiner Rede ging es um die Nachtruhe, welche ich in Absprache mit Andrea und Dani auf 22.30 Uhr festgelegt habe. Wie schon letztes Jahr haben sich die Mädel und Jungs sportlich und diszipliniert an diese Vorgabe gehalten. Ich möchte an dieser Stelle sowieso festhalten, dass bei dieser Equipe nicht ständig klare Vorschriften und Verbote notwendig sind, sondern ich alle an gewisse abgesprochene Regeln halten – alle mit dem gleichen Ziel: Sportlich zusammen erfolgreich zu sein.

Samstag, 13. Mai 2006 6.45 Uhr Tagwache der Wettkampftag beginnt!

Nach einem ca. 10minütigen Fussmarsch zog das Schweizer Team die Aufmerksamkeit der
anderen Wettkämpfer und des Publikums das erste Mal an diesem Tag auf sich. In ihren schwarzen Trainern einheitlich gekleidet bemerkte der Hinterste und Letzte, dass da eine verschworene Gemeinschaft die Sporthalle betrat. Während sich Andrea zusammen mit Pirmin, Silvain und Saverio nochmals mit deren Team-Kata-Performance beschäftigten (sie haben das erste Mal am Abend vorher in Zivilkleidern auf dem Parkplatz vor dem Hotel trainiert!!), wärmte Dani Rüegg die übrigen Wettkämpfer mit einem relativ harten Kumite-Technik-Programm ein – alle waren durchgeschwitzt und der Schalter jedes Einzelnen auf Wettkampf umgestellt.

Auf die Kata-Disziplinen möchte ich nicht zulange eingehen. Es gibt diverse Gründe weshalb der grosse Medaillen-Segen hier für die Schweizer ausblieb. Zum Einen entsprechen unsere Katavorführungen grösstenteils nicht einem internationalen Standard, zudem sind die Schwerpunkte wie immer bei den Katabewerben sehr subjektiv, die österreichischen Karatekas aus dieser Region trainieren sehr viel Kata (Manchini-Lehrgänge) und schlussendlich sind halt auch hier die Kampfrichter welche ihrer Subjektivität freien Lauf liessen.

Aller widrigen Umständen zum Trotz gewannen Jana, Miriam und Ylenia die Silber sowie Shemsi und Giulia die Bronzemedaille. Zudem zeigten unsere Girls aus Luzern Jana, Marina und Noemi, dass sie in der Team-Kata ein eingespieltes Team sind. Sie wurde lediglich vom KC Höchst mit den extrem talentierten Haller-Geschwistern geschlagen. Gross war die Freude auch über den Bronze-Medaillen-Gewinn unserer drei Team-Kata-Debütanten Pirmin, Silvain und Saverio. Die drei haben ihre Aufgabe mit Bravour, Spass und Engagement erledigt – vielleicht wären sie förderungswürdig?!?!

Während der Mittagspause versammelten Andrea und Dani nochmals die ganze Mannschaft draussen an der frischen Luft. Nun galt es, den Morgen zu vergessen und den Wettkampf nochmals unbelastet und motiviert von vorne zu beginnen. Aufmerksam hörten die Wettkämpfer auf die Worte der Coaches und aus einem Sicherheitsabstand sah ich in ihren Gesichtern die Bereitschaft, jetzt Gas zu geben. Unsere Jüngsten Matthias, Nikoll und Michi starteten die Kumite-Bewerbe. Schnell war abzusehen, dass der Sieg in der Kategorie JG 92 über 155 cm nur über einen dieser Wettkämpfer führen würde. Bereits in der zweiten Runde kreuzten sich die Wege von Nikoll und Michi. Nach einem spannenden Kampf auf gutem Niveau und ständigem Hin und Her konnte sich Michi für einmal glücklich durchsetzen.

Matthias hätte sich aufgrund seiner Technik und seiner körperlichen Ueberlegenheit für den Final qualifizieren sollen, für einmal kämpfte er aber nicht nur gegen seine Gegner sondern auch gegen die Schiedsrichter, welche ihre Oesterreicherbrille einfach nicht verlegen wollten. Nichts desto Trotz gelang den
Dreien der Auftakt (sie wurden auch gebührend von ihren Kollegen angefeuert) nach Mass.

Drei Podestplätze in dieser Kategorie (Michi 1. – Nikoll und Matthias 3.) sollte eigentlich Motivation genug für die älteren Teamkollegen und –kolleginnen sein.
In Bruce Lee-Manier startete Shemsi in seine ersten beiden Kämpfe. Zwei vorzeitig beendete Kämpfe mit 6 Ushiromawashis!! – wer hat das schon mal gesehen? Der Objektivität zuliebe muss man jedoch bemerken, dass nicht alle Techniken wirklich im Ziel waren – egal, die österreichischen Kampfrichter waren begeistert!

Den Finalkampf verlor Shemsi dann allerdings äusserst knapp gegen einen extrem clever kämpfenden Oesterreicher, dessen Tsodan Giakuzukis mit einem guten Timing ausgestattet waren. Gegen den gleichen Gegner verlor auch Patric nach einem punktereichen Kampf mit 12 : 7. Ueber die Trostrunde erkämpfte er sich aber noch die Bronzemedaille. David schliesslich wurde seine fehlende Kondition zum Verhängnis. Wer um den dritten Platz nach einer 6 : 0 Führung den Kampf noch verloren gibt, muss mehr trainieren!

Bei den 88er und 89er Jahrgängen starteten Silvain, Leopoldo, Moritz, Pirmin und Saverio. In dieser Kategorie war das Niveau meines Erachtens am höchsten. Vor allem wenn man bedenkt, dass mangels Teilnehmer ohne Gewichtsklassenunterteilung gekämpft wurde. Pirmin fand gegen seinen grossen und sehr hart kämpfenden Kontrahenten kein Rezept und schied bereits in der ersten Runde aus.

Einen harten Fight lieferte Saverio seinem oesterreichischen, mit guten Techniken ausgestatteten Antipoden. Eine blutige Nase und ein Kampf der mit ca. 10 : 7 verloren ging waren das Ergebnis der Auseinandersetzung. Gut gekämpft und trotz Verletzung nicht aufgegeben – BRAVO! Besonders beeindruckt hat mich diesmal Leopoldo ohne ihn speziell hervorheben zu wollen. Wie er gegen den grossgewachsenen, hartkämpfenden Gegner welcher vorher Pirmin geschlagen hatte nach einem Punkterückstand und einigen harten Treffern den Kampf noch kehrte und zu seinen Gunsten entschied, war grosse Klasse. Ich habe da ein Touch internationales Niveau gesehen!

Ebenfalls einen sehr guten Tag erwischte Silvain – mit Teils spektakulären Fusstechniken (Ushiro-Mawashis) kämpfte er sich auf der anderen Tableauhälfte bis in den Final vor. Grosse Fortschritte hat Moritz gemacht. Wenn er seine Techniken aus lockeren Schultern auslösen kann und noch ein bisschen besser aus der Linie zu gehen lernt, wird er auch in Zukunft schöne Erfolge feiern können. Er verlor in der Vorrunde äusserst knapp (ich glaub) gegen Silvain, erkämpfte sich aber über die Trostrunde souverän die Bronzemedaille. – Ein ehrlicher Kämpfer ohne Starallüren!!

m Finale setzte sich der um ein Jahr ältere Silvain gegen Leo in einem guten Kampf schliesslich knapp durch. Einen weiteren Schweizer-Final sahen wir im Damen-Kumite in der Klasse U16 +165cm. Noemi konnte sich dabei gegen Giulia durchsetzen. In der Kategorie U16 -165cm erkämpfte sich Marina (gemäss Andrea mit einer sehr motivierten und agressiven Kampfweise) eine weitere Bronzemedaille für die Schweizer. Ich selber habe diese Kämpfe nicht gesehen, da ich mich zu dieser Zeit noch gegen die teilweise wirklich unglaublichen Entscheide meiner oesterreichischen Schiedsrichterkollegen zu wehren versuchte.
Last but not least der Frauen-Final im Open-Kumite.

Ylenia hatte sich mit Hilfe lauter Unterstützung ihrer Teamkolleginnen und –kollegen in diesen Final vorgekämpft. Würde sie nicht immer ein bisschen zu weit von der Gegnerin wegstehen und würde sie es noch besser verstehen, die Gegnerin nicht immer aus der Kampfflächenecke flüchten zu lassen, sie hätte diesen Kampf gewonnen. So blieb Ylenia schliesslich die Silbermedaille. Ein langer Wettkampftag ging zu Ende – die Stimmung im Schweizer Team natürlich perfekt.
Lediglich ein Schweizer Wettkämpfer hat keine Medaille gewonnen und nur 3 Wettkämpfer gewannen mehr als eine Medaille. Insgesamt wurden die gewonnenen17 Einzel- und die 2 Team-Kata-Medaillen auf 16 teilnehmende Schweizer verteilt. Das zeigt mir, dass wir zu diesem Turnier wirklich nur potentionelle Podestkandidaten mitgenommen haben – und das möchte ich auch in Zukunft so machen.

Die von viel Schweizerlärm begleitete Siegerehrung bildete den Schlusspunkt einer erfolgreichen Veranstaltung, und alle freuten sich natürlich nun auf den bevorstehenden Abend!

Vor dem gemeinsamen Rückmarsch ins Hotel versammelten wir uns alle nochmal auf dem Parkplatz vor der Halle zum Abhören meines Resümées. Aus dem eigentlich als sachlich abgefasst vorgesehenen Feedback des Wettkampftages wurde eine einzige Lobeshymne meinerseits – ich war einfach zufrieden! Zum Schluss kam ich noch auf eine „ausgangstechnische“ Angelegenheit zu sprechen. Ich habe mir zusammen mit Andrea und Dani darüber Gedanken gemacht, wie wir den Umgang mit dem Alkohol am bevorstehenden Abend handhaben wollen. Nach den Erfahrungen im letzten Jahr musste ich meine allzu naiven Gedanken revidieren, dass die Jungs und Mädels noch keinen Alkohol trinken würden.

Ohne ein Verbot auszusprechen, sprach ich mit ihnen über meine Gedanken, dass zu diesen wirklich guten sportlichen Leistungen irgendwie einfach kein Alkohol passen würde. Ausserdem bin ich davon überzeugt, dass diejenigen Wettkämpfer welche wirklich einen Schritt Richtung internationale Spitze gehen möchten keinen Alkohol trinken. – Es wurde an diesem Abend praktisch kein Schluck Alkohol getrunken, und das hat mich sehr gefreut!

Vor dem Abendessen blieb für Andrea, Dani und mich noch genügend Zeit, kurz zusammenzusitzen (wir haben übrigens ein Bier getrunken und es extrem genossen!), um die Leistungen eines jeden Einzelnen nochmals zusammen zu analysieren. Der anschliessende Ausgang verlief dann leider nicht ganz so besonders wie wir uns alle vorgestellt haben.

Trotzdem wurde am nächsten Morgen auf der Heimfahrt im Bus tüchtig geschlafen. Besonders auf meine sonst recht zuverlässige Ko-Pilotin war kein grosser Verlass mehr.Niemand wusste so genau, wann sie nach Hause gekommen ist!

Sportliches Fazit

Kataspezifisch muss an der Schlussspannung im Beinbereich, der Explosivität der Techniken und spez. bei den Wendungen noch viel gearbeitet werden. In den Kumitebewerben habenwir bei einem Wettkampf auf eher mässigem Niveau das Optimale herausgeholt.

Soziales Fazit

Das Verhalten im und neben dem Wettkampf hat meinen Ansprüchen voll und ganz entsprochen. Die Aelteren haben die Jüngeren unterstützt, wir sind als Team aufgetreten, Dojozugehörigkeit spielte ein untergeordnete Rolle, über Schiedsrichterentscheide wurde nicht gehadert sondern jeder konzentrierte sich ausschliesslich auf seine Leistung. Ich hoffe, Euch allen ein paar Eindrücke von unserem Wettkampfweekend in Ober-Oesterreich vermittelt zu haben.

Ich denke, dass wir mit unserem Nachwuchskader auf dem richtigen Weg sind und jeder Wettkämpfer stolz darauf sein kann, für einen Wettkampf
selektioniert zu werden. Unser Basler Hof-Fotograf hat leider nicht voll reüssiert, sodass die meisten Fotos von sehr schlechter Qualität sind. Ich lege euch deshalb ein paar Fotos bei, welche während des Ausgangs geschossen wurden. Weitere Fotos werden nachgeliefert.

Allen Wettkämpfern sowie Andrea und Dani möchte ich für das Super-Wochenende nochmals herzlich danken!!

Beni Stössel

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